Andreas Gebhard

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Andreas Gebhard ist Mitgründer und Geschäftsführer von newthinking, der Agentur für Open Source Strategien und Technologien in Berlin. Zudem organisiert er die re:publica und ist Mitgründer der Digitalen Gesellschaft. Das Interview mit ihm ist 2012 für das Booklet „Open Design – Wirtschaften mit freien Produkten“ entstanden.

Was ist die Grundidee von Open Source?
Open Source heißt offene, also für alle einsichtige Infrastrukturen für Software zu benützen. Man muss zwischen menschenlesbarem und maschinenlesbarem Softwarecode unterscheiden. Wenn ProgrammiererInnen Code programmieren, wird der kompiliert, also übersetzt in den Binärcode – in den Code, den die Maschine lesen kann. Der Weg zurück funktioniert aber nicht. Wenn etwas einmal im Binärcode ist, kann es nicht wieder in menschenlesbaren Code zurückübertragen werden. Das Businnessmodell von Apple und anderen ist es, nur diesen Binärcode auszuliefern. Man kann die Software also nur nützen.
Im Gegensatz dazu bekommt man bei Open Source Software auch den menschenlesbaren Code mitausgeliefert. Wenn man etwas an der Software ändern möchte, hat man nicht nur das Recht, sondern von Seiten der Community sogar die Bitte, das zu tun. Es ist ein großer Unterschied, ob wir in der Lage sind, Maschinen langfristig und nachhaltig zu kontrollieren und nicht von Unternehmen alleine gesteuert sind.

Die Idee von Open Source hat nun auch in anderen Bereichen wichtige Impulse gesetzt, wie siehst du diese Entwicklung?
Die Genres sind natürlich unterschiedlich weit entwickelt, aber aus meiner Sicht führt kein Weg daran vorbei, dass sich offene und transparente Infrastrukturen weiterentwickeln.
Wenn wir von Open Design sprechen, macht eine offene Lizenz alleine zwar noch kein gutes Designobjekt – es ist ja kein Gütesiegel für Qualität. Aber es ist ein wichtiger Schritt, darüber nachzudenken, wie ich am besten mit meinem Inhalt in der digitalen Welt umgehen kann.

Offene Strategien werden manchmal wegen ihrer schlechten Vereinbarkeit mit wirtschaftlicher Vermarktung kritisiert, siehst du das auch so?
Es ist ein Märchen, dass offene Modelle dazu führen, dass man kein Geld verdienen kann. Man muss sich aber etwas Neues überlegen. Tut man das nicht, geht man den Leuten auf den Leim, die für kontrollierte Infrastrukturen sind.
Es geht aber nicht nur ums Geld verdienen, sondern man sollte auch Spaß bei der Sache haben, um nachhaltige, offene Businessmodelle aufbauen zu können.

Wie sehen also alternative Finanzierungsmodelle aus, die den neuen Ansprüchen gerecht werden können?
Um nachhaltig Unabhängigkeit behalten zu können, will ich persönlich nicht mit Schulden oder Krediten arbeiten. Über das Netz gibt es mittlerweile einerseits neue Vertriebsmöglichkeiten und andererseits unterschiedliche Möglichkeiten, sich mit Leuten zusammenzuschließen, die Inhalte finanzieren. ProduzentIn und NutzerIn rücken viel mehr zusammen. Eine Art fair use wird sich darum immer weiter durchsetzen -, also Businessmodelle, die den NutzerInnen ein Höchstmaß an Freiheit geben und den ProduzentInnen trotzdem ein auskömmliches Arbeiten ermöglichen.

Privaten Förderungen spielen im Vergleich zu staatlichen in den USA eine wesentlich größere Rolle als hierzulande. Welches Verhältnis scheint für dich sinnvoll?
Alles, was möglichst wenig bürokratischen Aufwand hat, ist sinnvoll. Ich unterstütze darum auch Kulturflatrates und Pauschalabrechnungsmodelle.
Schlussendlich sind aber staatliche Förderungen ebenso aus privaten Geldern, jedoch verlaufen die Mechanismen der Verteilung anders. Eine Plattform wie Kickstarter ist näher dran, weil man konkret auswählen kann, was man mitfinanzieren möchte. Man könnte von einer Art Turbokapitalismus sprechen – ein jeder gegen jeden, aber letztlich finde ich das fast besser als eine Pfründenwirtschaft, bei der bereits bestehende Kontakte oder Referenzen zählen.

Denkst du, dass Offenheit oder eine Nutzung als Gemeingut als Kriterium für staatliche Förderungen aufgenommen werden sollte?
Ich würde fast sagen, dass es andersrum Sinn macht: Alle öffentlich geförderten Inhalten sollen offen sein. Das gilt auch für wissenschaftliche Arbeiten.

Demokratisierung wird oft als Vorteil von offenen Strukturen genannt. Denkst du, dass dieser Demokratisierungsprozess real ist oder ist das eine leeres Versprechen?
Das ist bereits real, es ist nur leider noch nicht so weit, wie wir uns das manchmal wünschen. Es wird noch einige Zeit brauchen, bis sich die Gesellschaften darauf eingerichtet haben, dass tatsächlich jede(r) an Prozessen teilnehmen kann. Das ist auch nicht verwunderlich, denn gerade findet ein kompletter Kulturbruch zu dem statt, was vorher da war. Diese Entwicklung soll und muss aber auf Basis von Technologien sein, die zumindest für ExpertInnen transparent sind und dadurch eine hohe demokratische Legitimation haben. 

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