Georg Russegger

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Georg Russegger arbeitet als Scientific Manager in der Studienrichtung Ludic Interfaces an der Kunstuniversität Linz. Für Vienna Open ist er zudem als Kurator tätig.
Im Interview erzählt er über die Erfahrungen mit Open Design an der Uni und welche Aufgaben diese innerhalb einer Open Design Allianz übernehmen könnte.

Inwiefern ist Open Design ein Thema an der Kunstuni Linz?
In den letzten Jahren gab es immer wieder Projekte, die sich rund ums Thema Open Design drehten. Das war manchmal beabsichtigt, oft aber auch zufällig. 2011 wollten wir dann erstmals einen Schwerpunkt auf Open Design setzen und haben deshalb gemeinsam mit der CREATIVE REGION das Open Design Symposium veranstaltet. Leute aus verschiedenen Feldern, die sich bereits sehr früh oder schon intensiv mit dem Thema beschäftigten haben, stellten hier ihre Arbeiten und Arbeitsweisen vor.

Ist Open Design denn ein fixer Bestandteil in eurem Lehrplan geworden?
Nein, das ist eigentlich andersrum: Open Design war lange als Begriff noch nicht bekannt, aber bereits in unserer Praxis verankert. Modding cultures, Do-It-Yourself, ein offener Umgang mit Lizenzen und AutorInnenschaft, sowie kollaboratives Arbeiten ist bei uns schon seit Beginn der Studienrichtung Interface Cultures ein Thema. Der Grund dafür ist vielleicht, dass sich viele Studierende mit Open Source Software auseinandersetzen und existierende Soft- oder Hardware modifizieren, um sie für Kunstwerke zu verwenden. Der künstlerische Aspekt steht dabei aber im Vordergrund. Die wenigsten Studierenden beschäftigen sich mit serieller Produktion oder gar Vermarktungsstrategien, sondern bauen Prototypen.

Beeinflusst die Wirtschaft denn die Studierenden, ihre Entwürfe frei zu geben?
(lacht) Schön wäre es, wenn wir in der Diskussion schon so weit wären. Die Frage lautet aber meist noch immer: Wie kann man überhaupt mit Kunst und Kreativität angemessen Geld verdienen? Dass man in der Kunst- und Kulturwelt monetarisieren kann und dass es viele Beispiele dafür gibt, wissen wir zwar. Trotzdem gibt es eklatante Schwierigkeiten im Bezug auf die Wahrnehmung des Werts von künstlerischem Schaffen. Damit meine ich nicht nur Galeriearbeit, sondern auch die Arbeit einer Designerin oder eines Grafikers.
Aus den klassischen Tausch- oder Handelsverfahren werden wir freilich so schnell nicht aussteigen, Open Design hinterfragt allerdings, wie die Verteilung von Ressourcen und von Wertschöpfung ausschauen kann. Dahinter ist also eine neue Einstellung zur marktwirtschaftlichen Welt zu beobachten. Erst seit Kurzem machen wir uns auch Gedanken darüber, wie man mit Open Design ein Unternehmen gründen oder sich selbständig machen kann.

Open Design rückt gerade ins Rampenlicht. Wird es vielleicht darum leichter Förderungen zu bekommen?
Ja, das schon. Gefährlich bei solchen Prozessen ist aber, dass sich das Kultur- und Businessmanagement auf ein Thema setzt und die Fördergelder bekommt. Bei den Leuten, die Open Design tatsächlich betreiben, bleibt dann relativ wenig liegen. Vielleicht dürfen sie ihr Thema präsentieren und bekommen ein kleines Honorar, aber ein Standbein ist das noch lange nicht.
Die Schwierigkeit dabei ist, dass sich Anwendungsstrategien, wie auch Open Design sie vertritt, nicht von heute auf morgen implementieren lassen. Darum wäre vorerst wichtig nachzudenken, wie man Open Design anschlussfördern kann, wie man vernünftige Zeithorizonte schafft und welche Businesspläne es dazu braucht.

Wie schauen wünschenswerte Entwicklungen für Open Design in den nächsten Jahren aus?
Um den Begriff haben sich mehrere Diskurszirkel gebildet, und das nicht nur in Österreich, sondern beispielsweise auch in den Niederlanden oder in Deutschland. Diese Entwicklung sollte sich weiterhin ausbreiten. Der nächste Schritt ist dann, einen organisatorischen Hintergrund zu schaffen, der informiert, was Open Design ist und sein kann. Ein klares Ziel ist für mich, eine kritische Masse zu gründen, die nicht nur aus KonsumentInnen und AkteurInnen in der Szene besteht, sondern aus einer breiten Basis, die mit dem Begriff etwas anfangen kann.

Die Dokumentation von Arbeiten ist in vielerlei Hinsicht ein Schlüsselmoment, vielleicht auch um Aufmerksamkeit von einer breiten Masse zu bekommen. Hat sie einen besonderen Stellenwert in der Studienrichtung?
Wir dokumentieren zwar seit langem Vorträge oder Performances durch Videoaufnahmen. Damit eine Arbeit aber gut dokumentiert ist, sollten auch unterschiedlichste Hintergrundinformationen bereitgestellt werden. Im Idealfall ist sie auch kulturell anschlussfähig. Da haben wir bestimmt noch Nachholbedarf, aber das ist nicht nur in unserer Studienrichtung so, sondern ganz generell zu beobachten. Eine Creative Commons Lizenz, oder ein YouTube-Video reichen oft nicht aus, damit etwas wirklich offen ist. Wenn ein Prozess etwa schlecht dokumentiert und deswegen auch schlecht nachvollziehbar ist, kann ich das Ergebnis zwar Open Design nennen, aber die Offenheit ist nur in einem geringen Maß gegeben. Paradoxerweise können hier Normierungen oder Standardisierungen für Dokumentationsprozesse helfen, aber die gibt es momentan noch nicht.

Wessen Aufgabe könnte das sein, solche Standards zu schaffen?
Dazu braucht es einerseits einen organisatorischen Überbau – also zum Beispiel eine Open Design Allianz -, aber andererseits natürlich auch Leute, die das tatsächlich praktizieren. Momentan ist das Feld allerdings noch voller EinzelkämpferInnen, deswegen kann man auch keine gemeinschaftliche Praxis erkennen.

Wie kann man hier Bewusstsein bei den DesignerInnen schaffen?
Bei dieser Aufgabe kann die Universität gewiss mithelfen. Auf der Vermittlungsebene können wir erstens Studierenden zeigen, Open Design als Werkzeug zu verstehen und anzuwenden, und zweitens als Sprachrohr durch Ausstellungen, Symposien oder Festivals nach außen wirken.
Zusätzlich ist die tatsächliche, lokale Implementation wichtig, die Open Design in die Breite bringt, wie das beispielsweise Otelo schon vorantreibt.

Was könnten noch Aufgaben der Universität innerhalb einer Open Design Allianz sein?
Neben der Bewusstseinsbildung ist die zweite wichtige Aufgabe der Universität Grundlagenforschung zu betreiben. Dafür sind die Ressourcen an der Kunstuniversität Linz zwar noch nicht gegeben, allerdings arbeiten wir daran, ein kleines Institut für genau solche Fragen anzusiedeln. Aber wie schon gesagt, geht nicht immer alles von heute auf morgen.

Welche PartnerInnen in einer solchen Allianz braucht es noch zusätzlich zur Universität?
Die Allianz stelle ich mir als Think Tank vor, der sich mit den Themen Produktion, Recht, Wert von kreativer Arbeit und gesellschaftlichem Wandel auseinandersetzt. In erster Linie sind dazu Leute wichtig, die sich mit diesen Themen wirklich auseinandersetzen wollen. Ich habe schon oft gehört: Da kenn ich mich nicht aus. oder Das hat mit mir nichts zu tun. Das sind auch die Argumente von Leuten aus Vertretungsorganisationen von Kreativen, die in diesem Zusammenhang für Entscheidungen und die Verteilung von Ressourcen verantwortlich sind. Das muss sich ändern.

http://viennaopen.net/
http://www.ufg.ac.at/Masterstudium.9619.0.html
http://www.microgiants.com/

Das Interview entstand 2013 im Zuge der Vienna Open, einem Festival rund um Open Design und kollaborativem Gestalten.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]