Stefan Pawel

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Stefan Pawel ist Leiter der 2011 gegründeten Open Commons Region Linz. Im Interview erzählt er, welche positiven Auswirkungen Offenheit für eine Stadt haben kann und betont dabei die Verwobenheit zwischen den einzelnen Bereichen, darunter Open Design.

Die Open Commons Region Linz ist eine recht außergewöhnliche Initiative für eine Stadt. Was steckt denn genau hinter dem Begriff Open Commons?
Open Commons beschreibt alle digitale Gemeingüter, die der Bevölkerung zur Weiterverwendung unter bestimmten Bedingungen zur Verfügung stehen.Die Bezeichnung ist gleichzeitig eine Verbindung aus den Begriffen Open Source und Creative Commons und diese beschreiben die wesentlichen Aspekte recht gut.

Was ist das Besondere an digitalen Gemeingütern im Vergleich zu analogen? Warum stehen genau diese im Fokus der Open Commons Region Linz?
Bei realen Gemeingütern ist die Ressource beschränkt und geht deswegen irgendwann zu Ende. Wenn eine Person im Gegensatz dazu ein digitales Gut verwendet, können es unzählige weitere Personen verwenden, ohne dass es abgenützt oder kaputt wird. Im Gegenteil: Der Wert der Information, der Idee oder des Wissens wird durch eine erhöhte Verbreitung sogar verstärkt. Das ist schon eine sehr besondere Eigenschaft.

Welche Ziele stecken hinter der Verbreitung von digitalen Gemeingütern?
Es geht darum, das Prinzip der Offenheit, also Kooperation, Zusammenarbeit und gemeinsames Nutzen, bei der Bevölkerung zu stärken. Indem digitales Wissen und Daten zugänglich und nutzbar gemacht werden, soll einerseits die Lebensqualität in der Stadt verbessert werden. Andererseits erhöht das die Attraktivität der Stadt, beispielsweise für junge Leute als Standort für ihre Ausbildung oder ihr Studium. Wenn es somit mehr Firmengründungen gibt, stärkt das durch Umwegrentabilität die Region.

Sind Open Commons allein durch Umwegrentabilität für die Wirtschaft attraktiv, oder können sie das auch auf direktem Weg sein?
Ja, sicher können sie das sein. Sowohl für die Wirtschaft, aber auch für die Wissenschaft und die Kunst- und Kulturszene wird der offene Austausch von Informationen, Daten und Wissen immer attraktiver. Es gibt aber in allen drei Bereichen sehr viel Unwissenheit und wenig Erfahrung. In den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten haben wir gelernt, durch Geheimhaltung einen Wettbewerbsvorteil zu generieren. Umzudenken und zu sagen, „Ich teile Informationen, damit ich etwas Besseres draus machen kann.“ ist ein Gedankengang, der für viele neu und ungewohnt ist. Dieser Umdenkprozess erfordert viel Mut, denn es kann am Anfang bitter sein, wenn andere das Wissen bereits nützen, das man teilt und man selbst nicht sofort etwas dafür zurück bekommt. Wenn sich dieser Prozess aber verbreitet und sich die Wissensbasis dadurch vergrößert, hat es für alle einen wesentlich höheren Nutzen.

Wo siehst du die Rolle der Politik dabei?
Die Politik muss klare Rahmenbedingungen schaffen. Dieses Prinzip Offenheit ist auch für die Politik ein neuer Themenbereich, in dem sich die PolitikerInnen erst einarbeiten müssen. Glücklicherweise gibt es immer mehr, die sich dafür interessieren.
Am dringendsten muss man sicher das Thema UrheberInnerecht angehen. Die KünstlerInnen müssen dabei wieder in den Vordergrund gestellt und gleichzeitig die Nutzungsmöglichkeiten für breite Bevölkerungsschichten verbessert und in einen legalen Status gebracht werden.

Für ein funktionierendes Open Design Netzwerk werden nicht nur Kreative gebraucht, sondern ebenso Wirtschaftstragende oder FördergeberInnen. Sollte also eine Open Design Allianz VertreterInnen aus unterschiedlichen Branchen beinhalten?
Unbedingt! In diesem Bereich ist das Netzwerken das Wichtigste, denn eine Person alleine kann hier wenig machen. Die Gesellschaft muss sich insgesamt auf neue Regeln einigen. Es bringt also nichts, wenn DesignerInnen ihre Entwürfe im Internet zum Download anbieten, während sich die Wirtschaft über gratis Designs freut. Dann würde das System nicht funktionieren. Der Begriff, der mir in diesem Zusammenhang gut gefällt ist kooperativer Wettbewerb. Es geht dabei nicht darum, Marktwirtschaft abzuschaffen, sondern darum zu überlegen, ob sie in einem kooperativeren Rahmen nicht auch oder vielleicht sogar besser funktionieren würde.

Wie du schon angesprochen hast, gibt es noch immer Berührungsängste. Wie kann man damit umgehen?
Vor allem in den klassischen Geschäftsmodellen ist das Denken in Patenten und geschlossenen Systemen stärker verankert. Der voestalpine hat es monetär gesehen in der Vergangenheit bestimmt mehr gebracht, den Prozess des LD-Verfahrens nicht weiterzugeben. Heute könnte sie darüber nachdenken und daraufhin vielleicht neue Ideen zurückbekommen, wie man das Verfahren effizienter und besser machen kann.
Am besten baut man solche Ängste also durch Information und Diskussion ab. Eine Open Design Allianz kann mithelfen, den Beteiligten das zu vermitteln.

Welche PartnerInnen sind also für eine Open Design Allianz notwendig?
Weil eine Open Design Allianz ähnlich breit aufgestellt sein muss wie die Open Commons Region Linz, denke ich an unsere vier Zielgruppen: Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und Kultur und die BürgerInnen.

Welche Aufgaben könnte eine Open Design Allianz übernehmen?
Die Kommunikation in den eigenen Reihen zu verbessern, also zwischen DesignerInnen, aber auch mit der Wirtschaft, ist sicher eine Hauptaufgabe. Generell sollte die Allianz Handlungsleitfäden schaffen, beispielsweise durch Aufklärung über einen sinnvollen Umgang mit UrheberInnenrecht. Es könnte eine Plattform entwickelt werden, auf der man einerseits die Unternehmen und andererseits die DesignerInnen entdecken kann, die sich an Open Design bereits beteiligen oder das in Zukunft tun wollen. Vielleicht werden bald Standards oder Gütesiegel zur Qualitätssicherung notwendig.
Grundlagenforschung könnte eine weitere Aufgabe sein, wobei ich denke, dass wir bald mal eine Overhead-Untersuchung brauchen. Mich interessieren Fragestellungen wie: Wie interagiert Open Design eigentlich mit Open Education oder Open Source Software? Wie verändert sich die Praxis von ehemaligen SchülerInnen, deren LehrerInnen mit Open Educational Ressources gearbeitet haben? Welche Auswirkungen hat das auf ein gesellschaftliches oder wirtschaftliches System? Das wären spannende Forschungsbereiche.

Kannst du dir vorstellen, dass die Open Commons Region Linz Teil einer Open Design Allianz ist?
Die Hauptaufgabe der Open Commons Region Linz ist es, zu kooperieren und zu vernetzen. Also, ja sicher! 

http://www.opencommons.at/

Das Interview entstand 2013 im Zuge der Vienna Open, einem Festival rund um Open Design und kollaborativem Gestalten.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]